Einsamkeit bleibt in Dortmund weiter ein Tabuthema

27.01.2020

Dieser Antrag sorgte im Rahmen Haushaltsberatungen für Aufsehen: Die Dortmunder CDU-Fraktion hatte sich dafür stark gemacht, eine oder einen „Beauftragte/n für die Belange einsamer Menschen“ als offiziellen Ansprechpartner der Stadt Dortmund für den Kampf gegen Einsamkeit und soziale Isolation einzusetzen. Doch aus der geplanten Stelleneinrichtung wird nach der vergangenen Sitzung des Sozialausschusses in absehbarer Zeit erst einmal nichts.

„Wir sind extrem enttäuscht, dass sich gerade die SPD-Fraktion dieser Idee verschließt und damit vehement einer progressiven Sozialpolitik entgegenstellt. Hier wurde die große Chance vertan, politische Verantwortung für ein Zukunftsthema zu übernehmen und im wahrsten Sinne des Wortes Leben zu retten. Es wurde in der Diskussion offensichtlich, dass man unser Anliegen nicht verstehen wollte – schlagkräftige Argumente gegen den Antrag gab es jedenfalls nicht“, ärgert sich Justine Grollmann, die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Das gestrige Votum bestätige vielmehr, dass Einsamkeit für viele immer noch ein Tabuthema sei und das Problem nicht ernst genommen werde.

Gerade von den Dortmunder Sozialdemokraten hatte sich die CDU-Fraktion Zustimmung erhofft, da der Kampf gegen Einsamkeit auch einer für mehr soziale Gerechtigkeit ist. „Es ist statistisch belegt, dass vor allem Menschen aus den unteren Einkommensschichten von Einsamkeit betroffen sind. Ebenso wie Menschen mit Migrationshintergrund, die aufgrund von Sprachbarrieren einsam sind“, so die Christdemokratin. „Im Kontext zunehmender Verstädterung, Digitalisierung und der wachsenden Zahl an Einpersonenhaushalten in unserer Stadt dürfen wir das Problem nicht totschweigen.“

Denn wie verschiedene wissenschaftliche Studien inzwischen zeigen, hat soziale Isolation für die Betroffenen oft dramatische Folgen. So erhöht sich unter anderem das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder der Psyche – die Liste reicht hier von Angststörungen und Depressionen bis hin zu Demenz. Statistisch wahrscheinlicher sind bei einsamen Menschen zudem eine früher eintretende und längere Pflegebedürftigkeit sowie ein früherer Tod.

Trotz des Rückschlags im Sozialausschuss will sich die CDU-Fraktion in Zukunft weiter intensiv mit dem Thema beschäftigen und hartnäckig bleiben.